Die Austragung der Fußball-Europameisterschaft droht für die Ukraine zu einem Verlustgeschäft zu werden. Offenbar muss sich der Co-Gastgeber auf ein Minus in Höhe von sechs bis acht Milliarden Dollar einstellen. Das rechneten Analysten vor. Zudem wird der von der Regierung erhoffte Wachstumseffekt im Anschluss an das Großereignis bezweifelt.
"Die Ukraine wird keinerlei finanzielle Erträge oder einen signifikanten Aufschwung durch die EURO 2012 erfahren", sagte Andrej Kolpakow, Wirtschaftsanalyst der russischen Da Vinci AG. Dies liege auch an den negativen Schlagzeilen, für die das Land zuletzt gesorgt habe: "Jegliche Verbesserung des Images hat sich durch die internen politischen Auseinandersetzungen und die entsprechenden Reaktionen in der EU zerschlagen."
Dass die Ukraine sich bei den anreisenden Fans, die nach Berechnungen des Landes rund eine Milliarde Dollar in die klammen Kassen spülen werden, sich als beliebtes Touristenziel etablieren wird, bezweifelte Kolpakow: "Trotz der jahrelangen Vorbereitung wurden keine ausreichenden Anreize geschaffen, den Fans eine Rückkehr schmackhaft zu machen." In den vergangenen Wochen hatten die in zahlreichen Fällen schlagartig erhöhten Hotelpreise viele Fans verprellt.
Die Investitionen beziffert die Ukraine auf insgesamt 13,4 Milliarden Dollar. 6,6 Milliarden Dollar wurden dafür direkt aus der Staatskasse bereitgestellt, der Rest kommt von staatlichen Firmen und privaten Investoren. Die ukrainischen Behörden argumentieren, dass diese Ausgaben, die zum Großteil dem Ausbau der Infrastruktur dienten, ohnehin notwendig gewesen sein, um ausländische Geldgeber ins Land zu holen.
Die Ukraine war unlängst wegen der Haftbedingungen der früheren Ministerpräsidentin Julija Timoschenko in die Kritik geraten. Aus Protest gegen die Politik von Präsident Wiktor Janukowitsch hatten zahlreiche hochrangige Politiker in ganz Europa angekündigt, dem Turnier fernbleiben zu wollen. Angeblich erwägt auch Bundeskanzlerin Angela Merkel einen Reiseverzicht in das Ausrichterland.
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