Die UEFA-Europameisterschaft hat sich zu einer großen Erfolgsgeschichte entwickelt und gehört mittlerweile zu den bedeutendsten Sport-Ereignissen weltweit. Die Geburt dieses Wettbewerbs vor fünf Jahrzehnten war allerdings schwieriger, als man es sich heute vielleicht vorstellt.
In anderen Kontinenten hatte es bereits Meisterschaften zwischen verschiedenen Landesverbänden gegeben, als auch die Idee in Europa in den 1950er Jahren langsam Gestalt annahm. Diese relativ späte Umsetzung einer Meisterschaft auf dem europäischen Kontinent hatte verschiedene Gründe. Zum Beispiel existierten in Europa zu dieser Zeit unterschiedliche Meinungen und Interessen bezüglich dieses Wettbewerbs. Außerdem fürchteten einige, dass solch ein Turnier den Status der FIFA-Weltmeisterschaft beeinträchtigen könnte.
1954 - im Gründungsjahr der UEFA - kam von der anerkannten französischen Sportzeitung L'Equipe der Vorschlag, eine Europameisterschaft auszutragen. Es sollten Heim- und Auswärtsspiele gegen denselben Gegner in der Wochenmitte am Abend stattfinden. Diesen Vorstoß aus Frankreich unterstützte Henri Delaunay, der erste UEFA-Generalsekretär und frühere Generalsekretär des Französischen Fußballverbandes. Schon 1927 hatte Delaunay zusammen mit dem bekannten österreichischen Funktionär Hugo Meisl der FIFA den Vorschlag unterbreitet, einen Europapokal gleichzeitig mit der Weltmeisterschaft durchzuführen. Für den Europapokal sah der Vorschlag ein Qualifikationsturnier vor, das alle zwei Jahre stattfindet.
Nach der ersten UEFA-Versammlung in Basel 1954 schrieb Delaunay, dass ihm ein Wettbewerb vorschwebe, an dem alle europäischen Verbände teilnehmen könnten. Nach seinen Aussagen wurde ein Komitee aus drei Mitgliedern gebildet, dass sich um dieses schwierige Problem kümmern sollte. Delaunay bestand darauf, dass dieser Wettbewerb nicht zu unzähligen Spielen führen sollte. Erstens sollte die Weltmeisterschaft davon unberührt bleiben und zweitens sollten nicht immer dieselben Gegner aufeinandertreffen.
Nach Henry Delaunays Tod 1955 schloss sich sein Sohn Pierre der Forderung der französischen Journalisten nach einem Europapokal der Nationen an. Pierre Delaunay wurde daraufhin zum Sekretär des Organisationskomitees für den Europapokal der Nationen ernannt. Deshalb konnte er aus nächster Nähe die Entstehung des Wettbewerbs verfolgen, den sein Vater so sehr gewollt hatte. Nachdem Einigung über die Gründung des Turniers erzielt worden war, wurde es zu Ehren der großen Verdienste von Henri Delaunay für den europäischen Fußball Henri-Delaunay-Pokal genant.
Das erste Turnier wurde mit ungefähr der Hälfte der UEFA-Mitgliedsverbände ausgespielt. 17 Nationen nahmen insgesamt teil; eine mehr als notwendig gewesen wäre. Die Republik Irland wurde in einem Qualifikations-Play-off von der CSSR eliminiert (beide Teams wurden gegeneinander gelost). Das erste offizielle EM-Spiel wurde am 28. September 1958 im Zentralstadion von Moskau ausgetragen. Die UdSSR gewann gegen Ungarn mit 3:1. Nach vier Minuten schoss Anatoli Ilyin für die Gastgeber das erste Tor. Das erste Turnier dauerte 22 Monate - von 1958 bis 1960. Aus kleinen Eicheln entstehen große Eichenbäume...
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