Iker Casillas ist einer der größten Fußballspieler aller Zeiten, wie viele Torhüter liebt er es, die Dinge akribisch zu planen.
Er hätte deshalb kaum einen besseren Zeitpunkt finden können, um den zwölften Jahrestag seit seinem Debüt in der spanischen Nationalelf zu feiern. Am Sonntag wird er in Sevilla für die Truppe von Vicente Del Bosque spielen, der 1999 den Trainerposten bei Real Madrid CF übernahm und den jungen Casillas förderte. Besonders bemerkenswert ist auch der Gegner, die Auswahl aus China, denn diese wird von dem Mann betreut, der Casillas am 3. Juni 2000 in Göteborg gegen Schweden sein erstes Länderspiel ermöglichte: José Antonio Camacho.
Camacho war vom damals erst 19-jährigen Casillas, der mit Real Madrid gerade die UEFA Champions League gewonnen hatte, schwer beeindruckt. "Wir haben seine Entwicklung in den spanischen Juniorenteams verfolgt, dabei ist uns aufgefallen, dass er immun gegen Druck ist", erklärte der aktuelle Coach von China. "Außerdem haben wir damals seine Fähigkeiten gesehen, Eins-gegen-Eins-Situationen zu lösen, was er sich bis heute bewahrt hat. Genau das brauchen Torhüter von großen Teams, die fast ständig im Angriff sind."
Vor vier Jahren in Wien durfte Casillas als erster spanischer Kapitän seit 1964 den Siegerpokal bei einer UEFA-Europameisterschaft entgegen nehmen, danach folgte auch noch der WM-Titel - ein wichtiger Aspekt auf dem Weg dorthin war genau diese Fähigkeit, die Camacho schon 2000 bewunderte. Das Finale der FIFA-Weltmeisterschaft 2010 wäre womöglich ganz anders gelaufen, hätte der Schlussmann von Real Madrid nicht seine Nerven bewahrt und den Schuss von Arjen Robben um den Pfosten gelenkt, als dieser alleine vor ihm auftauchte.
Im Laufe seiner Karriere hat der 31-Jährige schon oft solche Situationen gemeistert, es ist also kein Wunder, dass er auch San Iker (Heiliger Iker) genannt wird. Bei seinem Debüt gegen Schweden vor zwölf Jahren hat er nur elf Minuten, nachdem er den Platz betreten hatte, einen Elfmeter verursacht, doch davon ließ er sich auf dem Weg nach oben nicht beeindrucken.
Luis Aragones, Spaniens Trainer beim EM-Triumph 2008, vertraute in seiner Amtszeit auf die Hilfe eines Sportpsychologen, und plötzlich fing Spanien an, Titel zu gewinnen. Er glaubt, dass die spanische Erfolgsserie ihren Ursprung nahm, als Xavi Hernández, Carles Puyol und vor allem Casillas die positive Stimmung auf die anderen Teammitglieder übertrugen. "Iker war meine rechte Hand und der bestmögliche Kapitän", meinte Aragones.
Casillas wird sein zwölfjähriges Jubiläum als Nationalspieler mit dem erwarteten Respekt begehen, seine Augen sind derweil schon auf den nächsten Titel gerichtet: San Iker will unbedingt zum zweiten Mal in Folge Europameister werden.