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Ettmayer "Buffy" Johann ..............ÖSTERREICH
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Ettmayer "Buffy" Johann ..............ÖSTERREICH
in > Österreichische Spieler einst und jetzt < 20.09.2011 20:34von printmaster • Admin | 1.755 Beiträge
Bilder Wikipedia
Hans "Buffy" Ettmayer
* 23.07.1946
Wenn er sich heute vor Prominenten-Spielen umzieht, passiert es immer wieder, dass sich der Anpfiff verzögert. Denn Buffy Ettmayer braucht schon beim Umziehen Geselligkeit, das heißt Buffy muss erzählen. Und Buffy braucht Zeit. Denn meistens hängt beim ersten Versuch die Shorts zum modisch gestylten Trikot irgendwo zwischen Knie und Oberschenkel fest. Buffy flucht auch dann mal wieder auf die Sportkonfektion und zieht eine alte Adidas Hose aus seiner Sporttasche. Größe zehn, schätzungsweise Sonderanfertigung, so was gibt's heute in keinem Laden mehr.
Der Ball, besser der gehobene Umgang mit dem Ball, das Flair eines vollen Stadions und die Sprüche hinterher - das war seine Aura. Und als Maß aller fußballerischen Dinge für den Virtuosen erst mal Johannes Ettmayer aus Wien. Den weitaus größeren und für ihn und seine Anschauung bedrohlichen Rest der Fußballwelt siedelte der dreißigmalige österreichische Nationalspieler im Bereich der Kraftmeier, Leichtathleten und Zehnkämpfer an. Sein ganzes Leben lang hat er sich mit diesen Typen angelegt. Oft gewann er, genauso oft wurde er fertiggemacht. Auch Buffys Zeit beim VfB war Auf und Ab. Das Halbfinale im UEFA-Cup gehörte ebenso dazu wie der Bundesliga-Abstieg.
Über Buffy ließ sich glänzend streiten. Mal beschimpften sie den kleinen dicken Österreicher als Fettmayer, dann hätten sie ihm am liebsten ein Denkmal vors Neckarstadion gesetzt. Wie an jenem 23. Oktober 1974, Hermann Eppenhoffs Geburtstag und einem 6:1 über den Deutschen Meister Borussia Mönchengladbach.
Buffy weiß es noch wie heute: "Beim 5: 1 hab' ich erst dem Berti Vogts durch die Schnürsenkel gespielt, dann hab' ich noch drei Gladbacher vernascht und zum Schluss noch den Kleff. Beim sechsten Tor hab' ich die Kugel so volley getroffen, da hat sogar der Kleff applaudiert."
Solche Sternstunden entschädigten Buffy Ettmayer für all das, was ihm durch die Lappen gegangen ist. Hätte er wie ein normaler, ernährungsbewusster, stromlinienförmiger moderner Profi gelebt, Buffy stünde auf einer Stufe kurz hinter Pelé.
Als Buffy Ettmayer das letzte Mal zuverlässig gewogen wurde, hat der Zeiger jenseits der Zweizentnermarke heftig zu vibrieren begonnen. >„Angeblich hat neulich an seiner Waage erstmals die rote Warnlampe aufgeleuchtet: "Nicht in Gruppen betreten!"
"Man wird ned jünger", stöhnt Big Buffy und schüttelt den Kopf, "man wird ned schlanker." Trotzdem, schwören Zeugen, sei diesem strammen Mannsbild vor kurzem auf vielfachen Wunsch noch folgender Trick geglückt: Buffy kickte eine Münze hoch, schlenzte das Geldstück vorbei an seinem stattlichen Bauch - und es fiel ihm von oben in die Hemdtasche. Hexerei-
Johann Ettmayer, kurz: Buffy, konnte schon immer Dinge, die kein anderer kann, und deshalb ist er auch mit über 50 noch voll beschäftigt:
Während seine Susanna den Schreibwarenladen mit der Toto-Lotto-Annahmestelle führt, kurvt Buffy im SL quer durchs Ländle und zeigt seine Kunststückchen in Promi-Mannschaften. "Bloß geht die Kickerei mittlerweile halt a bissel aufs Knie", klagt der Neu-Schwabe - er hat zwar im "Zirkus Krohn" einst auch für den HSV den Rastelli gemacht, doch sein Klub ist der VfB. In Stuttgart kickt er montags immer mit Altstar Rolf Geiger und den Jungs vom Motorsportklub, dienstags mit den Prominentenkickern, er trainiert in Jugendcamps, aber vor allem macht er seine Benefizspiele mit der Toto-Lotto-Truppe, mit Tilkowski und Haller, Grabowski und Overath, auch Kaiser Franz war mal dabei. Doch die größte Show ist Buffy.
"Sepp Maier, Ente Lippens und ich - wir sind Viecher. Und die Leute wollen beim Fußball halt auch was zu lachen haben."
Buffy, der alte (Schla-)Wiener mit seinem Schmäh: Er kann geradezu angeschnitten plaudern und zaubern - so einer findet überall seine Manege. Im Winter bei den Hallenturnieren muss er als Jongleur und tricksender Entertainer von den anderen ablenken, die sich beim Grätschen Verbrennungen holen. Als er in der Schleyerhalle beim letzten Mal fehlte, litt die "Stuttgarter Zeitung" geradezu körperlich: "Keine Show, kein Buffy, wir sind entsetzt. Ist er womöglich verhindert, auf Schrotkur in Oberstaufen, oder geschwächt von seiner Schrotkur?
Überv50 Jahre, über 100 Kilo, an Buffy ist neuerdings alles rund, und seine Trikots lässt er sich mittlerweile angeblich aus Fallschirmen schneidern. Abkochen- Abtrainieren- Rennen- "I bin ka Lachtathlet, i bin Fußboller", hat er schon in den siebziger Jahren gesagt, als ihn der VfB aus Wien holte. Und von nix kommt nun mal nix - vor allem nicht diese Gewaltschüsse, mit denen er uns nach wie vor von den Stühlen reißt. "Buffiiie!", rufen alle, wenn es Freistoß gibt. Gemessenen Schrittes nähert sich der Wiener dann dem Schiedsrichter und zeigt ihm den Waffenschein. Er schüttelt kurz das linke Bein aus, das im nächsten Moment die Form einer Abschussrampe annimmt, und anschließend gibt der Lautsprecher den neuen Spielstand bekannt.
So war's immer. Der VfB hat mal beim FC Bayern gespielt, und an der Mittellinie legte sich Buffy den Ball hin. "Mauer!", rief Bulle Roth. "Seid's deppert-", lachte Sepp Maier im Tor, "das sind 50 Meter." Buffy schoss. Pfosten. Darauf Roth zu Maier: "Und jetzt, du Blinder-"
Auf besonderen Wunsch schießt Buffy auch mal einen Eckball mit der Hacke vors Tor - sogar noch mit Bauch. Er ist ein Star mit Gewicht, und er staunt oft über sich selbst, weil die Österreicher den Rucksack normalerweise nicht vorne tragen - dafür kann er, was die meisten Schlanken nie lernen: Sich den Ball mit dem linken gegen den rechten Fuß schießen, dass er als Querschläger unter die Latte fliegt.
Akrobat schööön. Ballgefühl ist halt alles. Mit seiner Toto-LottoTruppe, die wie die Harlem Globetrotters durchs Land tourt, hat Buffy in 55 Benefizspielen für gute Zwecke angeblich schon 450.000 €uro zusammengekickt - die Altstars sind eine Attraktion, von Sigurvinsson bis Hansi Müller. Ettmayer: "In den siebziger Jahren ist der beste Fußball gespielt worden. Pele, Rivera, Eusebio - das gibt's nicht mehr." Ihre Nostalgiespiele bestreiten sie standesgemäß im gelben Trikot der Brasilianer. Und Buffy geht mit Vorliebe in die Knie und stoppt die Kugel mit dem Popo - oder er steht plötzlich auf dem Ball und salutiert, dass vor Lachen das Publikum platzt und anschließend das Ventil. Über zwei Zentner. Dabei schwört er, dass er sich jeden Morgen nur eine Butterbrezel zum Kaffee gönnt.
Was ist dann schuld - ? - "Ich randaliere halt zu oft am Kühlschrank", sagt Buffy. Aber er wird selbst dann noch ein Ballzauberer sein, wenn man ihn vollends auf den Platz rollen muss.
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Der VfB war im Trainingslager Besenfeld im Schwarzwald. Sing nach dem Frühstück: „Jetzt gange mr' schbachtla." Schbachtla? Buffy dachte ans Essen: „Es kann doch nicht sein, dass wir schon wieder essen gehen." Aber die Trainingseinheit „Schbachtla" war anders: Sing öffnete den Kofferraum seines weißen Mercedes 200 und holte 20 Taschenmesser heraus. Jeder musste sich im Wald ein Hölzchen suchen und zuspitzen. Die einen warfen es dann so, dass es im Boden stecken blieb. Die anderen mussten mit ihrem Wurf versuchen, es wieder rauszuhauen.
Schlitzohrige Frage von Kapitän Ettmayer: „Aber Trainer, es ist schon so, dass wir am Samstag Fußball spielen?" Sing gesäuert: „Du musch immer opponiere." Am nächsten Tag goss es in Strömen. Sing vermaß ein Volleyballfeld und es wurde über eine Schnur gepritscht, gebaggert und geschmettert. Buffy demonstrierte verstärktes Desinteresse.
Sing: „Wenn du koi Luscht hasch, gasch nei." Buffy ging und erinnert sich: „Dann hat er MV angerufen und sich beschwert, ich würde das Training boykottieren."
Vor dem Bundesligaspiel 1974 gegen den HSV logierte der VfB im Esso-Motor-Hotel in Sindelfingen. Wie immer am Vorabend schrieb Albert Sing die Aufstellung an die Tafel. Ettmayer war nicht dabei.
Buffy: „Trainer, warum spiele ich nicht?"
Sing: „I han di im Fernsehen g'seha. Du bisch zu dick."
Buffy: „Die müssen mich mit einer Schmalfilmkamera aufgenommen haben."
Dafür gab's 1000 Mark Strafe. Begründung: „Der Spieler Ettmayer hat die Autorität des Trainers untergraben." Der VfB verlor ohne Ettmayer 1:2 und im A-Block sangen sie: Wir wollen unsern Buffy wieder haben'. Und Buffy dirigierte dazu von der Haupttribüne aus.
Zwei Wochen später war er wieder dabei. Stuttgart gewann 2:0 gegen Köln, beide Tore Ettmayer. Schon nach dem ersten rannte er zur Bank und rief: Trainer, zählt das Tor?'
Sing: „Ja, natürlich, warum net?"
Ettmayer: „Weil ich's geschossen habe, der Dicke."
Als er nach dem zweiten Tor wieder in Richtung Trainer loslaufen wollte, hielten ihn die Mitspieler…… .
Ettmayer im Dress des VfB Stuttgart gegen VfL Bochum.
Ettmayer begann seine Karriere 1963 beim FK Austria Wien, wechselte 1966 nach Tirol zum FC Wacker Innsbruck, wo er wegen seines Trickreichtums zum Publikumsliebling avancierte. 1971 wechselte er zum VfB Stuttgart, wo er trotz seines Schwergewichtes (85 kg bei 1,72 m) wegen seiner knallharten Schüsse gefürchtet war. Für den VfB erzielte er insgesamt 34 Tore. Am 26. Januar 1974 erzielte Ettmayer dabei in der Partie gegen Eintracht Frankfurt das 10.000 Bundesliga-Tor. Da er in der Saison 1974/75 den damaligen Trainer Albert Sing öffentlich kritisierte, wurde er von dem erst neu angetretenen Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder entlassen. Von 1975 bis 1978 feierte er seine größten sportlichen Erfolge beim Hamburger SV. 1978 wechselte er in die Schweiz zum FC Lugano. 1980 wurde er vom Freiburger FC verpflichtet, wo er 1983 seine Profikarriere beendete.
Den Abschluss seiner aktiven Fußballlaufbahn gab er beim Amateurverein SV Göppingen, für den er bis 1985 spielte.
Für die österreichische Nationalmannschaft trat Ettmayer zwischen 22. September 1968 und 19. November 1975 in 30 Spielen an. In der Nationalmannschaft konnte er keinen Torerfolg verbuchen. Von Oktober 1970 bis November 1971 war er, wie sein Nationalmannschaftskollege Johann Schmidradner, an allen sechs Qualifikationsspielen in der Gruppe 6 für die Fußball-Europameisterschaft 1972 gegen Italien, Schweden und Irland als Spieler aktiv. Trainer Leopold Stastny brachte daneben noch Johann Eigenstiller, Norbert Hof, Peter Pumm und Gerhard Sturmberger in je fünf EM-Qualispielen zum Einsatz.
Johann Ettmayer lebt in Notzingen (Baden-Württemberg) und tritt selbst heute noch gelegentlich bei Prominenten-Kicks auf. Ettmayer war nicht nur für sein trickreiches Spiel bekannt, sein trockener Wiener Schmäh macht ihn immer wieder zum beliebten Gast in Talkshows.
Vereine:
Austria Wien (1957-1966), Wacker Innsbruck (1966-1971), VfB Stuttgart (1971-1975), Hamburger SV (1975-1978), FC Lugano (1978-80), Freiburg (1980-1983), SV Göppingen (1983-1985)
Erfolge:
1977 Europapokal der Pokalsieger mit dem Hamburger SV
1971 Österreichischer Meister mit FC Wacker Innsbruck
1976 DFB-Pokalsieger mit dem Hamburger SV
1× Deutscher Pokalsieger 1976 mit Hamburger SV
Länderspiele 30
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Man muss Fußball nicht verstehen, man muss sich nur damit zurechtfinden!
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