Die Ukraine hat das für 58 Minuten unterbrochene Gewitter-Spiel in der Gruppe D in Donezk gegen Frankreich mit 0:2 (0:0) verloren und muss um den Einzug ins Viertelfinale bangen.
Gewitter, Unterbrechung - und dann machte Frankreich die Ukraine nass. Während der EM-Gastgeber beim "Regentanz" in Donezk den vorzeitigen Einzug ins Viertelfinale verpasste, haben Les Bleus durch ihren ersten Sieg bei einem Turnier seit der WM 2006 die Chance auf den Einzug in die K.o.-Runde gewahrt. Die Equipe Tricolore übernahm durch das 2:0 (0:0) zunächst die Tabellenführung in der Gruppe D. Die Ukraine erlag nach dem 2:1 gegen Schweden zum EM-Auftakt wieder mal dem "Fluch von Donezk" - und dort muss sie auch ihr "Finale" gegen England spielen.
Nach dem Wiederbeginn des zweiten Vorrundenspiels, das in der 5. Minute wegen eines schweren Gewitters für 58 Minuten unterbrochen worden war, wurden die 48.000 Zuschauer in der Donbass-Arena mit einem sehr unterhaltsamen Spiel für ihre Widerstandskraft belohnt. Tore sahen sie zwar zunächst nicht - in der zweiten Halbzeit jedoch nutzten die klar überlegenen Franzosen um den starken Franck Ribéry endlich ihre guten Chancen: Zunächst erlöste Jeremy Menez (53.) die Blauen, dann legte Yohan Cabaye (56.) nach.
Für die Ukrainer um den diesmal glücklosen Andrej Schewtschenko war die Niederlage ein Stimmungstöter, die Franzosen haben die angespannte Lage in der Heimat und rund um die Mannschaft dagegen erst einmal beruhigt. Nach dem 1:1 zum EM-Auftakt gegen England hatte es erste Unruhe gegeben, doch gegen die Ukrainer spielte Frankreich mit neuer Leidenschaft und mehr Fortune. Cabaye hätte sogar auf 3:0 erhöhen können, traf aber nur den Pfosten (65.).
Gute Chancen hatte es schon vor der Halbzeit gegeben. Frankreich hatte mehr vom Spiel, Ribéry war sehr auffällig, doch in Strafraumnähe war die Equipe Tricolore zunächst harmlos - wie schon gegen England. Und dann auch glücklos. Menez auf Vorlage von Ribéry (26.), Samir Nasri (29.) und Philippe Mexès (39.). verfehlten aus bester Position das Tor knapp oder scheiterten an Torhüter Andrej Pjatow.
Die Ukraine, zunächst frenetisch angefeuert, lauerte auf Konter - und war hin und wieder selbst dem Führungstreffer nahe. In der 25. Minute strich ein Flachschuss von Andrej Jarmolenko knapp am Tor vorbei, Schwetschenko scheiterte am glänzend reagierenden Hugo Lloris (34.). Doch nach dem zweiten Treffer der Franzosen war die Hoffnung dahin, den "Fluch von Donezk" noch zu besiegen: Auch im sechsten Versuch gelang den Ukrainern kein Sieg in der Stadt in der Westukraine. Gegen Frankreich sind sie ebenfalls weiter sieglos.
Höhere Gewalt hatte kurz nach Spielbeginn um 19.00 Uhr Ortszeit für ein Novum in der EM-Geschichte gesorgt. 4:17 Minuten nach dem Anpfiff blies der niederländische Schiedsrichter Björn Kuipers aus den Niederlanden kräftig in seine Pfeife - und unterbrach die Begegnung wegen eines heftigen Gewitters am nachtschwarzen Himmel über der Donbass-Arena. Die Spieler verschwanden in den Kabinen, die Zuschauer flüchteten von den Tribünen, über die Wassermassen in Sturzbächen flossen.
Als es um zwei Minuten nach 20.00 Uhr Ortszeit schließlich weiterging, war das Spielfeld trotz des beinahe einstündigen Wolkenbruchs erstaunlicherweise perfekt bespielbar. Pfützen, wie einst bei der legendären Wasserschlacht zwischen Deutschland und Polen in Frankfurt bei der WM 1974, waren nicht zu sehen, der Ball rollte ungehindert. Zuvor hatten Platzwarte die deutlich sichtbaren Lachen unter anderem mit einem staubsaugerähnlichen Gerät verschwinden lassen.
Und die Franzosen kamen in der zweiten Halbzeit immer besser in Schwung. Menez schloss auf Vorlage des eifrigen Karim Benzema den ersten guten Angriff ab, Cabaye nutzte einen weiteren Blackout in der Hintermannschaft der Ukrainer mit einem Flachschuss zum zweiten Treffer. Die Franzosen sind nun seit 23 Spielen unbesiegt.
Donezk, Donbass-Arena, 49.000 Zuschauer,
SR Björn Kuipers (NED)
Tore:
0:1 (53.) Menez
0:2 (56.) Cabaye
Ukraine: Pjatow - Gusew, Michalik, Chatscheridi, Selin - Jarmolenko (68. Alijew), Tymoschtschuk, Konopljanka - Nasarenko (60. Milewskij) - Woronin (46. Devic), Schewtschenko
Frankreich: Lloris - Debuchy, Rami, Mexes, Clichy - Cabaye (68. M'Vila), Diarra - Menez (73. Martin), Nasri, Ribery - Benzema (76. Giroud)
Gelbe Karten: Selin, Tymoschtschuk bzw. Menez, Debuchy, Mexes