EM-Aus für Geheimfavorit Russland, Griechenland darf sensationell in der "Euro-Zone" bleiben: Der Ex-Europameister bezwang die überhebliche Sbornaja nach einer beeindruckenden Defensivleistung in bester Otto-Rehhagel-Manier mit 1:0 (1:0) und präsentierte sich beim Einzug ins Viertelfiale acht Jahre nach dem EM-Triumph unter ihrem deutschen Volkshelden mal wieder als Favoritenschreck. Nun sind die Griechen als Zweiter der Gruppe A hinter Tschechien potenzieller deutscher Gegner in der ersten K.o.-Runde.
Die Russen fielen durch die erste Niederlage nach 16 Spielen auch durch den 1:0-Sieg der Tschechen im Parallelspiel gegen Co-Gastgeber Polen auf den dritten Platz zurück. Ein Remis hätte der Elf von Dick Advocaat bereits sicher zum Viertelfinaleinzug gereicht.
Schütze des goldenen Tores der Griechen war Kapitän Georgios Karagounis, der in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit nach einem schweren Abwehrpatzer der Russen traf - ausgerechnet in seinem 120. Länderspiel, das ihn zum Rekordnationalspieler seines Landes machte.
55.614 Zuschauer im nicht ganz gefüllten Warschauer Nationalstadion sahen eine ebenso tempo- wie abwechslungsreiche erste Halbzeit, in der die seit 16 Spielen ungeschlagenen Russen insgesamt mehr vom Spiel hatten. Griechenland zeigte in der von Stürmer Theofanis Gekas als "wichtigstes Spiel seit zwei Jahren" bezeichneten Begegnung eine kampfstarke Leistung, setzte mit Kontern immer wieder Nadelstiche und lieferte den Russen lange ein Duell auf Augenhöhe.
Auch die erste gute Chance der Begegnung gehörte den Griechen, als Russlands Keeper Wjatscheslaw Malafejew in letzter Sekunde vor dem ehemaligen Bundesliga-Torschützenkönig Theofanis Gekas rettete (6.). Anschließend hatten die technisch starken Russen ihre beste Phase und zogen ihr gefürchtetes Kombinationsspiel auf: Andrej Arschawin scheiterte am glänzend parierenden Ersatztorhüter Michalis Sifakis (10.), Alexander Kerschakow verfehlte mit einem Distanzschuss das Tor nur um wenige Zentimeter (13.).
Nach dem furiosen Auftakt verflachte die Begegnung zunächst. Während die Griechen das hohe Tempo oft nicht mitgehen konnten, leisteten sich phasenweise aufreizend lässigen Russen im Mittelfeld zu viele Unachtsamkeiten. So auch in der 29. Minute, als Kerschakow im Strafraum lauerte, Kyriakos Papadopoulos von Schalke 04 jedoch zur Stelle war und klärte. In der 40. Minute verfehlte Roman Schirkow mit einem Schuss vom Strafraumeck das Tor der Griechen nur knapp.
Nach der Pause wuchs die Spannung minütlich. Russland warf angesichts des drohenden Ausscheidens alles nach vorne, ermöglichte den Griechen aber auch gute Konterchancen. Knifflig wurde es in der 61. Minute, als der starke Karagounis im russischen Strafraum nach einer Berührung zu Fall kam und vehement Elfmeter forderte. Schiedsrichter Jonas Eriksson (Schweden) entschied auf Schwalbe und zeigte dem Kapitän Gelb.
In der Schlussphase rollte ein Angriff nach dem anderen auf das Tor der Griechen, allerdings fehlte den Russen gegen die kompakte Abwehr der Griechen die rettende Idee. Fast wäre gar das 2:0 für Griechenland gefallen, als ein Freistoß des zuletzt von Eintracht Frankfurt nach Monaco ausgeliehenen Giorgos Tzavellas am Pfosten landete (70.). In den letzten Minuten rannte Russland verzweifelt auf das Tor von Sifakis an.
Beste Spieler der Griechen waren der Schalker Innenverteidiger Kyriakos Papadopoulos, Georgios Samaras und Torschütze Karagounis. Bei den enttäuschenden Russen konnten allenfalls Roman Schirokow und Igor Denisow überzeugen.