Im letzten Gruppenspiel kämpfen Spanien und Kroatien nicht nur um den Viertelfinaleinzug. Beide Teams sehen sich auch mit italienischen Manipulationsverdächtigungen konfrontiert.
Ein zweites Gijón? Die Schande von Danzig? Die Italiener stellen die wildesten Verschwörungstheorien auf, doch das kommt dem Weltmeister spanisch vor. "Eine Respektlosigkeit" nannte Stürmer Fernando Torres am Sonntagabend die Spekulationen, er und seine Mitspieler könnten sich im letzten Gruppenspiel gegen Kroatien am Montag (20.45 Uhr/ZDF) irgendwie mit dem Gegner arrangieren. So sieht das auch der kroatische Bundesligaprofi Vedran Corluka von Bayer Leverkusen, er merkte schnippisch an: "Wer hat noch gleich den Wettskandal im Land? Italien, oder?"
Die Ausgangslage in der Gruppe C ist klar. Welt- und Europameister Spanien reicht bereits ein Unentschieden zum Einzug ins Viertelfinale. Bei einem anderen Remis als 0:0 oder 1:1 wäre im Falle eines italienischen Sieges auch Kroatien sicher in der Runde der letzten Acht - und Italien draußen. Mitleid darf die Squadra Azzurra aber nicht erwarten. "Wenn sie ausscheiden, Pech gehabt. Dann hätten sie ihre Hausaufgaben vorher machen müssen", sagte Spaniens Stürmer Álvaro Negredo.
Die Verdächtigungen aus Italien über eine "Schande von Danzig" halten seit dem zweiten Vorrundenspieltag am Donnerstag an. Im Land des viermaligen Weltmeisters wird ein ähnlicher Nicht-Angriffsspakt wie zwischen Deutschland und Österreich bei der WM 1982 im spanischen Gijón befürchtet. Spaniens Weltmeister-Trainer Vicente del Bosque, dessen Vertragsverlängerung um zwei Jahre am Sonntag auf SID-Anfrage vom spanischen Verband RFEF bestätigt wurde, kann die ganze Aufregung nicht verstehen. Denn: "Ich glaube an den sauberen Fußball. Wir haben Sportsgeist. Wir spielen auf Sieg."
Ähnlich äußerten sich auch die Kroaten. Als "Quatsch" bezeichnete der Wolfsburger Mario Mandzukic das Gerede um eine mögliche Spielabsprache: "Wir können gegen Spanien nicht auf Unentschieden spielen, und das werden wir auch nicht. Das ist nicht unsere Art. Wir werden alles geben."
Wer das Duell zwischen den punktgleichen Spaniern und Kroaten gewinnt, zieht als Gruppensieger ins Viertelfinale ein und bekommt es am Samstag (20.45 Uhr) im ukrainischen Donezk mit dem Zweiten der Gruppe D zu tun. Kroatiens Trainer Slaven Bilic ist jedenfalls "sehr zuversichtlich", die K.o.-Runde zu erreichen: "Wir sind bereit für Spanien."
Um gegen die beim 4:0 gegen Irland phasenweise auf Hochtouren laufende spanische Flachpassmaschine zu bestehen, will der WM-Dritte von 1998 den Spielstil des Weltmeisters kopieren. "Ich hoffe, wir können auch Tiki-Taka spielen", sagte der Ex-Schalker Ivan Rakitic, der seit Anfang 2011 beim spanischen Erstligisten FC Sevilla Teamkollege von Negredo und Jesús Navas ist. Auf personelle Veränderungen wird Bilic wohl verzichten, dafür von 4-4-2 auf ein etwas defensiveres 4-2-3-1-System umstellen.
Mit welcher personellen Besetzung Spanien antreten wird, ist einmal mehr ein Tippspiel. Die besten Chancen werden der Startelf aus dem Irland-Spiel eingeräumt, dann dürfte Fernando Torres erneut als Mittelstürmer beginnen. Die zuletzt angeschlagenen Jordi Alba und Sergio Busquets trainierten wieder mit der Mannschaft.