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Das österreichische Wunderteam

in > Das österreichische Wunderteam < 05.01.2012 08:42
von printmaster • Admin | 1.755 Beiträge

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Auf einer Bahnfahrt zwischen Nürnberg und Wien kurz nach Passau >es soll der 7. Januar 1929< gewesen sein so sagen es die Chronisten, da habe Österreichs Bundeskapitän Hugo Meisl mit einem Donnerwetter das verlegene Schweigen im Abteil gebrochen. Das „nixnutze Scheiberlspiel“ tobte der Verbandskapitän, die unverzichtbare Melone auf dem Kopf und den Stock unterm Arm >sein Markenzeichen< sollen förmlich mitgezittert haben. Das „nixnutze Scheiberlspiel“ also sei Schuld an der 0:5 Schlappe der Wiener Stadtauswahl gegen eine Nürnberg - Fürther Auswahl.

Da soll der „Papierene“ wie sie den dürren Matthias Sindelar nannten, die Stirn besessen haben anstatt in Ehrfurcht zu erstarren, zu Fritz Gschweidl beiläufig aber doch laut vernehmbar gesagt haben: „Weißt Fritz warum wir nicht gewonnen haben? Wir hätten mehr scheiberln müssen“! Typisch für Sindelar und sein Spiel. Rotzfrech und in das „scheiberln“ vernarrt. Meisl der dies hörte, erstarrte zur „Salzsäule und strafte Sindelar mit einem bösen Blick. Daraufhin hat Meisl Sindelar über zwei Jahre gemieden und ihn auf den Fußballplätzen keines Blickes gewürdigt. Die internationale Karriere des Supertechnikers von dem viele behaupten er war >„das beste was Österreich je hervorgebracht hat“< schien durch Meisls Zorn beendet zu sein, ehe sie richtig begonnen hatte. In 14 Länder - und 7 Städtevergleichsspielen, durfte „Motzl“ wie er auch genannt wurde nur einmal spielen. Dafür durfte Gschweidl nicht spielen. Denn Sindelar und Gschweidl waren wie „Max und Moritz“ auf dem Fußballplatz, immer für einen Schabernack gut. Nach dem Spiel gegen die Tschechoslowakei verschwand Sindelar für ein weiteres Jahr in der Versenkung.

Die Wiener Zeitungskritiker zerrissen Meisl wegen seiner Sturheit, denn trotz unbestreitbarer Erfolge, konnte vor allem Verbandskapitän Meisl vor allem im Angriff, nicht die richtige Mischung finden. Als am 21 September 1930 vor den Augen des verwöhnten Wiener Publikums das Nationalteam zum dritten Mal in Folge gegen das ungarische Team verlor verlangte die „kochende Volksseele“ den Kopf des Verant-wortlichen. Meisl, der auch aus politisch-rassistischen Gründen den unqualifizierten Kritiken schon aus „Gesundheisrücksichten“ seinen Hut nehmen wollte, wurde glücklicherweise von besonnenen ÖFB- Funktionären zum weitermachen überredet. Meisls „Schleudersitz“ hatte aber mit seiner eigenwilligen Devise „hinten Abriegeln“ vorne wird sich schon was finden!“ zu tun. Es klang zwar einfach, solange sich Erfolge einstellten. Doch damit gaben sie sich nicht mehr zufrieden. Sie forderten vehement Sindelar und Gschweidl im Sturm einzusetzen. Mag sein dass die schwere Krankheit Meisls und die berauschenden Spiele Sindelars bei seinem Verein Austria Wien, Meisls Trotz besänftigt haben. Vielleicht hat aber Einsicht, wenn er es auch nicht zugeben wollte gesiegt.

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Am 12. Mai 1931 wenige Tage vor dem bevorstehenden Länderspiel gegen Schottland, das wie England auf dem Kontinent noch unbesiegt war, warf Meisl in seinem Stammcafè dem Ring-Cafe, das über Jahre der Hauptsitz des ÖFB wurde, den harrenden Journalisten einen Zettel auf den Tisch mit der Bemerkung: “Da habt’s euer Schmieranski-Team“ stand auf und ging grußlos. Auf dem Zettel, standen folgende Namen: Hiden; Schramseis, Blum, Braun, Smistik, Gall, Zischek, Gschweidl, Sindelar, Schall und Vogl.

Die Journalisten lasen die für sie eigenwillige Aufstellung und wunderten sich fast noch mehr, dass Sindelar wieder in der Gunst des Teamchefs stand und Gschweidl anstatt Mittelstürmer nun Verbindungsstürmer spielen musste, Sindelar in die Position des Mittelstürmers aufstellte. Was keiner Ahnen konnte es war ein genialer Schachzug: Das österreichische Wunderteam war geboren! Ein Team, das über Jahre, Teams aus aller Welt in punkto Spielwitz, taktischem Können, sowie Artistik das Fürchten lehrte.

Es ist der 16. Mai 1931. Das zusammengestoppelte Schmieranski-Team“ spielte auf der Hohen Warte gegen Schottland wie aus dem Guss. Gschweidl und Sindelar harmonierten vortrefflich, und die beiden jungen Flügelstürmer-Debütanten Zischek und Vogel, rissen eine Bresche nach der anderen in die schottische Abwehr. Hinten riegelten Blum und Schramseis unerbittlich ab. Wären anfangs durch Nervosität einige gute Chancen vergeben worden, wäre der sensationelle Sieg, sicher noch höher ausgefallen. Somit schlug das „Wunderteam“ in ihrem ersten Spiel Schottland sensationell mit 5:0,

Eine Woche später, Skeptiker sprachen von einer „Eintagsfliege“ unterlag Deutschland in Berlin gar mit 6:0. Der „Magier dieses Fußball-wunders“ hieß Matthias Sindelar! Dieser dürre Blonde mit dem schütteren Haar, der mit Intelligenz, Einfallsreichtum und perfekter Balltechnik die so genannten „Kraftlackln“ auf dem Spielfeld der Lächerlichkeit preisgab. Das „weiße Ballett“ angeführt von Matthias Sindelar, tanzte vor Fachleuten aus der ganzen Welt, die zum FIFA-Kongress in Berlin weilten, einen „Walzer“, der das Publikum begeisterte und in einen Freudentaumel versinken ließ. Der Mittelstürmer liebte immer noch das „Scheiberln“. Die gegnerische Abwehr zu überlisten, zu übertölpeln, das machte dem „Papierenen“ sowie den Zuschauern richtig Spaß. Dennoch täuschte das Resultat, da es sicher kein Spaziergang war. Die Deutschen hatten England beim 3:3 in Köln, an den Rand einer Niederlage gebracht und besaßen hervorragende Stürmer. Hiden musste eine seiner besten Leistungen seiner Karriere bieten, um sein Tor reinzuhalten. Die deutsche Abwehr, wurde von unserem Sturm weggefegt.

Nach den Siegen gegen Deutschland folgten, 8:1 gegen die Schweiz, 2.1 gegen Italien, 6:1 gegen Belgien 4:0 gegen Frankreich. Das 8:2 gegen „Erbfeind“ Ungarn galt als absoluter Höhepunkt. Unter dem Motto „Rache für Budapest“ in der richtigen Weise: statt Aug’ um Aug’, lieber Tor um Tor! Elf in Hochform befindliche Wiener Superfußballer demütigten die „Magyaren“ wie noch nie und bereiteten ihnen das größte Debakel aller Zeiten. Der geniale Sindelar lieferte zum x-ten Mal das Spiel seines Lebens. Trotz schärfster Bewachung erzielte er einen Hattrick und bereitete einige Tore sogar vor.

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Die Ungarn fielen aus der Rolle, „Amokläufer Laki und Toldi erhielten Platzverweis. Gegen die dezimierten „Magyaren“ wäre auch ein Dutzend Tore möglich gewesen, doch die Österreicher begnügten sich damit, den demoralisierten Gegner zu „häkeln.
Die Bezeichnung „Wunderteam“ prägten aber die Journalisten aus dem Ausland. Sie nahmen davon nichts zurück, als Österreich gegen England an der Stamford Bridge der Heimstätte Chelseas 3:4 verlor.

„Ihr könnt sogar gewinnen. Spielt anständig, protestiert’s nie gegen den Schiedsrichter und rennt’s was des Beuschel aus¬hält“! Mit diesen Worten schickte Teamchef Meisl seine Mannschaft auf das Spielfeld. 50.000 Zuschauer stürmten das Chelsea-Stadion, daheim in Österreich grassierte das Fußballfieber. Firmen gaben ihren Arbeitern während dem Spiel frei um bei der Radioübertragung beiwohnen zu können. Sogar das Parlament unterbrach seine Sitzung, damit die Abgeordneten via Äther dem Ereignis von höchstem Interesse beiwohnen zu können. Das legendäre Match zog ganz Europa in seinen Bann. Das 3:4 gilt noch bis heute als die „glorreichste“ Niederlage einer österreichischen Nationalmannschaft. „Das schönste Match, das ich in meiner Karriere leitete. Niemals brauchte eine Niederlage weniger schmerzen“! So die Worte des erfahrenen Schiedsrichters John Langenus aus Belgien. Nicht so Meisl“ Ihr hätt’s gwinna kenna, wanns grennt warts bis eichs Beischl außahengt es Gfrasta“!



Der Mittelläufer Josef „Pepi“ Smistik drückte aus was alle dachten: Er ist sehr impulsiv, aber nicht nachtragend, er war unser Gott! Es gab nie mehr einen Mann, der alles in einer Person so vereinte: hohe Intelligenz, großen Fußballsachverstand, blendendes Organisationstalent, und mitreißenden Patriotismus“. Meisl war auch Die Kameradschaft und das Wohlbefinden seiner Spieler ein hohes Anliegen. So durfte auch der „Schmäh“ nicht ausgehen. Dafür sorgte der bullige Karl Sesta. Er brachte beim legendären Match in England selbst den zukünftigen König von England beim Bankett als die Fußballer einzeln vorgestellt wurden zum lachen. Als er meinte: „Sie haben als Fußballer einen wunderbaren Beruf“, antwortete Sesta schlagfertig: „Sie haben a ka schlechte Hack’n Majestät. Auch der Begriff „Steirertor“ entstand von Sesta. Als Hiden ein gebürtiger Grazer ein „Ei“ einfing und Sesta darauf ätzend zu ihm sagte „ is a kloa so a Goal kriagt a nur a Steira“! Diese „Wundertruppe“ verhalf dem Fußball zu ungeheuerer Popularität, war für Patrioten in der Zeit der Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit ein „Strohalm“ um Stolz zu sein.


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Bei der WM 1934 fehlten aber Hiden, Rainer, Gall, Smistik, Nausch >der beim Qualifikationsspiel schwer verletzt wurde< Gschweidl und Vogl schon 7 Wunderteamspieler. Es waren also nur mehr die Reste des Teams dabei. Die schlechte wirtschaftliche Lage erlaubte es nicht einen Trainer nach Italien mitzunehmen. Ein Masseur musste vom AC Torino ausgeliehen werden. Aus Kostengründen musste man die Mannschaft in billige überfüllten Hotels oder Herbergen unterbringen, während andere Mannschaften ruhige Plätze an Seen hatten. Die deutsche Elf leistete sich sogar >was ein absolutes Novum war< einen Mannschaftsbus, der sie bequem zu den Spielen brachte. Der schwedische Schiedsrichter Ecklind ließ im Mailänder San Siro Stadion im Semifinale alle Träume platzen. Bei Italiens Siegestor zum 1:0 ignorierte er, dass Meazza Torhüter Platzer ins Tor rempelte. Sindelar wurde vom Italiener Monti nach allen Regeln der Kunst weich geklopft. Im Spiel um Platz drei gegen Deutschland mussten sie ohne den verletzten Sindelar aber mit ausgeborgten Dressen des AC Neapel antreten da beide Mannschaften nur weiße Dressen hatten und Österreich aber die Dressenwahl und anschließend das Spiel 2:3 verlor. Platz vier galt in der Heimat als Blamage. Die Häme der Presse war beschämend: man schrieb „In Italien war nicht das Wunderteam sondern das Plunderteam“!

Es war klar, dass man die überragende Position eines Wunderteams auf Dauer nicht halten konnte, da einige Spieler altersmäßig ihren Zenith überschritten hatten. Man baute daher junge hungrige Spieler ein und das im Umbau begriffene Nationalteam feierte 1936 mit dem 2:1 Sieg über England einen der bedeutendsten Triumphe der Länderspielgeschichte. Für das olympische Turnier 1936 wurden nur Amateure entsandt, die sich überraschend gut mit dem Gewinn der olympischen Silbermedaille schlugen.


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Man muss Fußball nicht verstehen, man muss sich nur damit zurechtfinden!

zuletzt bearbeitet 09.01.2012 10:50 | nach oben springen
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