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Binder Franz „Bimbo“ ........... Österreich

in > Österreichische Spieler einst und jetzt < 20.09.2011 20:22
von printmaster • Admin | 1.755 Beiträge

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Franz „Bimbo“ Binder
* 1. Dezember 1911 in St. Pölten
† 24. April 1989 in Wien



Es war der 22. Juni 1941, der Tag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion, Auftakt zum totalen Krieg. Im Berliner Olympiastadion fand das Endspiel um die deutsche Fußballmeisterschaft vor 100.000 Zusehern statt. Rapid Wien, im Vorjahr Gewinner des deutschen Pokals, traf auf den Renommierklub der Nationalsozialisten, Schalke 04. Die Gelsenkirchener gingen schnell mit 2:0 in Führung, und als sie unmittelbar nach der Pause ein weiteres Tor erzielten, wurden Assoziationen zum Meisterschaftsfinale 1939 geweckt. Damals ging die Admira, ebenfalls gegen Schalke, sang- und klanglos mit 0:9 unter. Rapid aber reagierte, wie der Kicker erstaunt registrieren sollte, mit der "Klugheit der nüchternen Vernunft". Schors erzielte den Anschlusstreffer, und dann schlug die große Stunde des Franz "Bimbo" Binder. Binnen zehn Minuten, knapp vor Einsetzen der "Rapidviertelstunde", erzielte er den Hattrick, zwei Tore aus Freistößen, eines aus einem Elfmeter – Rapid ist deutscher Meister. Der baumlange und etwas schlaksige "schwarze Husar aus St. Pölten" war berühmt und gefürchtet für seine gewaltigen und präzisen Freistöße aus großen Distanzen, die gemeinhin als "Kanonen" bezeichnet wurden. 1939 widerfuhr ihm in diesem Zusammenhang eine einzigartige Ehrung: Die Münchner Bayern überreichten ihm ein zerrissenes Tornetz, das er während des Spiels mit einem seiner Gewaltschüsse zerfetzt hatte. Nicht umsonst sollte Ernst Happel einmal feststellen, "der Binder war der einzige Fußballer mit an Radar im Fuß".

Binder wuchs als viertes von zehn Kindern einer bitterarmen Arbeiterfamilie in den durchaus berüchtigten Eisenbahnerhäusern im industrialisierten St. Pöltener Umland auf. Mit 12 Jahren schloss er sich der von seinem Bruder Karl gegründeten und dem Verband der Arbeiterfußballer (Fafö) angehörenden Sturm 19 an. Mit 15 stand er in der Ersten, bald im Auswahlteam der österreichischen Arbeiterfußballer. Der für die Auswahl obligatorische Anzug war ein Geschenk des St. Pöltener Bürgermeisters. 1930 trat er auf dem Wackerplatz gegen das Arbeiterauswahlteam Ungarns an. Unter den Zusehern Rapids waren Sektionsleiter Dionys Schönecker und Trainer Edi Bauer, die ihn sofort nach Hütteldorf verpflichteten. Doch der zunächst langsame und technisch unfertige Spieler vermochte sich längere Zeit nicht durchzusetzen. Erst als er am 29. November 1931 in einem Spiel gegen Soproni Vasutas nach der Pause eingewechselt wurde und fünf Tore zum 11:3 erzielte, schaffte er den Durchbruch. Noch reiste er täglich mit der Bahn zum Training aus St. Pölten an, noch lebte er für weitere sieben Jahre in der elterlichen Wohnung, wo er sich mit seinem Bruder ein Bett zu teilen hatte. Die Weltwirtschaftskrise war zum vollen Ausbruch gelangt und Binder musste sein Auskommen von seinem eher kärglichen Gehalt als Fußballprofessional finden. Er wurde schnell zum lokalen Helden, und zahlreiche Fans aus seiner Heimat reisten regelmäßig zu den Rapidspielen per Fahrrad an.

Mehr als 1.100 Tore für Rapid Wien
Nach dem Erringen der deutschen Meisterschaft wurde Binder, ebenso wie Raftl und Pesser an die Front versetzt. Mit der zweiten Wiener Panzerdivision erlebte er die Kesselschlachten in der Gegend um Smolensk und Orel. Eine Blinddarmoperation verhinderte die Verlegung nach Stalingrad. Die NSDAP stellte Propagandapostkarten her, die Binder als Frontsoldat zeigten. Dieser hat es geschehen lassen, sich sonst aber, ganz seinem Charakter entsprechend, in jeder Hinsicht korrekt und untadelig verhalten. 1945 war er wie selbstverständlich wieder für seine Rapidmannschaft tätig und schoss beim ersten Nachkriegsderby gegen die Austria vier Rapidtore zum 5:1 Sieg. Rapid wurde mit ihm der erste Nachkriegsmeister. Weit über 1.100 Tore erzielte er insgesamt für seinen Verein. Er wusste allerdings auch genau um den Zeitpunkt, da es gilt, abzutreten. Im Rahmen der Rapid-Brasilientournee 1949 lief er auf speziellen Wunsch des Präsidenten von Vasco da Gama noch einmal als Spieler ein und lieferte eine klägliche Partie ab. In der Halbzeit zog er die Schuhe aus und warf sie später aus seinem Hotelzimmer. Dafür nahm er aber zentrale Erkenntnisse mit nach Wien: Zusammen mit Trainer Hans Pesser formte er die große Rapidelf der frühen fünfziger Jahre, die zu Recht als die beste Vereinsmannschaft Europas galt.

Der Spitzname „Bimbo“ stammt aus einem Film, den sich Binder mit Mannschaftskameraden im Kino ansah. Ein darin vorkommender afrikanischer Schauspieler soll Binder sehr ähnlich gesehen haben, seither nannten ihn die Kollegen mit diesem Spitznamen.
Sein ehrenhalber gewidmetes Grab befindet sich auf dem Baumgartner Friedhof in Wien (Gruppe 30, Nummer 11).


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Man muss Fußball nicht verstehen, man muss sich nur damit zurechtfinden!

zuletzt bearbeitet 20.09.2011 20:27 | nach oben springen
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