Laurent Blanc traut dem Braten nicht. Der französische Trainer, der selbst genug Probleme hat, machten den Engländern, was natürlich eher ungewöhnlich ist, am Sonntag Mut und versicherte den skeptischen englischen Fans, dass Les Bleus im Auftaktspiel der Gruppe D mit England große Probleme bekommen würde.
Es kommt selten vor, dass England zu einem großen Turnier fährt und die Erwartungshaltung in der Heimat eher gering ist, doch inzwischen hat sich sogar Fatalismus breitgemacht. Die Engländer, die bis zur Vorstellung von Roy Hodgson am 1. Mai drei Monate lang keinen Trainer hatten, mussten aufgrund von Verletzungen kurz vor Turnierbeginn auf Frank Lampard, Gareth Barry, Gary Cahill sowie John Ruddy verzichten - und zudem ist Sturmhoffnung Wayne Rooney in den ersten beiden Spielen gesperrt.
Wenn es der Plan war, Frankreich damit einzulullen, dann hat es nicht funktioniert. "Wir haben auch unsere eigenen Probleme", erklärte Blanc. "Machen Sie sich keine Sorgen, die Engländer werden für uns bereit sein. Sie wollen immer gewinnen, und wenn es gegen Frankreich geht, ist der Siegeswille sogar noch größer. Wir müssen alles vergessen, was vorher passiert ist."
Dazu zählt die letzte Begegnung dieser beiden Teams, als Zinédine Zidane bei der EURO 2004 mit zwei Treffern in der Nachspielzeit einen bemerkenswerten 2:1-Sieg für Frankreich herausschoss. England hat seit 1997 nicht mehr gegen den alten Rivalen gewonnen, der letzte Pflichtspielerfolg liegt gar 30 Jahre zurück, aber Blanc erwartet, dass Hodgsons Mannschaft ein furchtloser Gegner sein wird.
"England ist sehr stark in den Zweikämpfen und sehr engagiert", sagte er. "Ich habe mir ihre beiden Testspiele [gegen Norwegen und Belgien] angeschaut, und wenn sie gegen uns genauso spielen, dann werden sie sehr tief stehen, mit zwei Viererketten, und auf Konter aus sein. Wir müssen aufpassen, dass wir ihnen nicht zu viele Freiräume geben und ausgekontert werden, weil Steven Gerrard sehr gute Pässe spielen kann."
Der frühere Verteidiger, der andeutete, dass die angeschlagenen Yann M'Vila (Knöchel) und Blaise Matuidi (Oberschenkel) nur auf der Bank sitzen werden, und dessen letzte Erfahrung mit einer Europameisterschaft 12 Jahre zurückliegt, als er den Pokal in die Höhe stemmen durfte, wies die Favoritenrolle in einer Gruppe, in der sich auch Schweden und Co-Gastgeber Ukraine befinden, jedoch zurück. England ist da wohl eher anderer Meinung, denn vor der französischen Offensive hat Hodgson gehörigen Respekt. "Es ist augenscheinlich, dass sie viele hochklassige Spieler im Angriff haben, die eine Partie alleine entscheiden können", sagte Hodgson.
Der 64-Jährige hat nichtsdestotrotz auch viel Vertrauen in seine eigene Mannschaft, die es ihm laut eigener Aussage seit seiner Amtsübernahme leicht gemacht hat. "Wir haben ein Team mit Spielern, die in der Premier League, die als eine der Topligen angesehen wird, große Stars sind, und ich sehe, wie sie Woche für Woche tolle Leistungen abrufen. Ich hoffe, sie können diese Form auch dann abrufen, wenn wir gegen Frankreich spielen", sagte er. Trotz seiner aufmunternden Worte wird Blanc wahrscheinlich nicht darauf hoffen.
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