Eigentlich hätte das Wiedersehen mit Giovanni Trapattoni das Thema vor dem Spiel der Italiener gegen Irland sein sollen. Stattdessen geht es nur noch um Konditorei-Waren.
Das ständige Gerede über das "Plätzchen" ging Cesare Prandelli vor dem wichtigsten Spiel seiner Trainerkarriere mächtig auf den Keks. "Immer nur das Geschwätz vom Biscotto. Ich kann es nicht mehr hören. Es wird nicht dazu kommen - und damit basta", sagte der verärgerte Coach der italienischen Nationalmannschaft. Biscotto bedeutet Plätzchen, doch im Land des viermaligen Weltmeisters steht der Begriff auch für Verschwörung - und die lauert nach Ansicht der fast schon paranoiden Medien im skandalgeplagten Italien am letzten Spieltag der EM-Vorrundengruppe C.
Eine mögliche Absprache zwischen Spanien und Kroatien drängt vor der Partie der Italiener gegen die bereits ausgeschiedenen Iren am Montag in Posen (20.45 Uhr/ZDFinfo) sogar das Wiedersehen mit Trainer-Methusalem Giovanni Trapattoni ganz weit in den Hintergrund. In die Titelseite der Gazzetta dello Sport hätte der Leser fast reinbeißen können - so groß war der darauf abgebildete Keks.
Selbst das wahrscheinliche Aus für Prandelli ("Wenn es schiefgeht, muss man natürlich die Verantwortung übernehmen und schauen, was falsch gelaufen ist") bei einem Scheitern in der Vorrunde spielt nur eine untergeordnete Rolle. Es geht fast ausschließlich um jenes 2:2, mit dem sich die Kroaten und die Spanier in der parallel stattfindenden Partie völlig unabhängig vom italienischen Resultat für das Viertelfinale qualifizieren könnten - Italien wäre raus.
Für Prandelli, der um den Einsatz des bisher schwachen Skandalstürmers Mario Balotelli (Knieprobleme) bangen muss, ist dieses Szenario allerdings vollkommen unrealistisch. "Wir sollten diesen Verdächtigungen keine Nahrung geben. Spanien wird auf den Platz gehen und gewinnen - so wie es der Welt- und Europameister in den vergangenen Jahren fast immer getan hat", sagte der 54-Jährige: "Die Spanier spielen seit vielen Jahren großartig, alle Welt will sie nachahmen. Und nun sollen sie es mit Schiebung probieren? Das ist ausgeschlossen."
Die italienische Presse und die Tifosi in der Heimat sehen das ein wenig anders. Die Angst vor einer Verschwörung gegen die Squadra Azzurra ist seit acht Jahren in Italien präsent. Bei der EM-Endrunde 2004 in Portugal stolperten die Azzurri mit dem damaligen Trainer Trapattoni schließlich schon einmal über ein 2:2 der Kontrahenten. Damals trennten sich Dänemark und Schweden mit diesem Ergebnis, von dem sie wussten, dass es beiden reicht. Italien musste vorzeitig nach Hause fahren.
"Wir dürfen nicht an das denken, was vor acht Jahren passiert ist. Das würde ja so aussehen, als ob wir schon im Vorfeld nach einer Entschuldigung suchen", sagte Prandelli, der gegenüber den beiden Unentschieden gegen Spanien und Kroatien (jeweils 1:1) "drei oder vier" personelle Veränderungen vornehmen will: "Wir müssen ganz einfach unser Spiel gewinnen, dann werden wir ziemlich sicher im Viertelfinale stehen. Dann hätten wir es auch verdient."