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Nilton Santos .......... Brasilien
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Nilton Santos .......... Brasilien
in > SPIELER AUS NORD UND SÜDAMERIKA < 25.06.2012 18:29von printmaster • Admin | 1.755 Beiträge
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Es ist schwierig, in Worte zu fassen, was dieser Spielzug bedeutet, der heute so sehr zur Normalität geworden ist. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1958 waren in der zweiten Halbzeit der Auftaktpartie Brasiliens gegen Österreich vier Minuten gespielt, und die Brasilianer führten mit 1:0. Da eroberte der linke Außenverteidiger Nilton Santos in der Abwehr den Ball und setzte sich in Bewegung. Er drang bis in Mittelfeld vor und gab dann an José Altafini, genannt Mazzola, ab. Und jetzt kommt der entscheidende Augenblick der ganzen Geschichte: Anstatt den Ball an den Angreifer abzugeben und anschließend an seinen Platz in der Abwehr zurückzukehren, stürmte Nilton Santos weiter nach vorn. Er ging in die Offensive und bot sich erneut als Anspielstation an. Schließlich wurde ihm die Kugel wieder zugespielt und er jagte sie zum 2:0 in die Maschen. Am Ende sollte die Seleção die Partie mit 3:0 für sich entscheiden.
"Zur damaligen Zeit war es für einen Außenverteidiger praktisch verboten, über das Mittelfeld hinaus vorzustoßen", erklärte Nilton Santos Jahre später. "Man sagte mir, dass Trainer Feola am Spielfeldrand gestanden und gebrüllt hatte: 'Zurück! Zurück! Der ist verrückt, dieser Verrückte!' Aber nachdem ich das Tor geschossen hatte, schaute er mich nur an und sagte: 'Gut gemacht!'"
Es war nicht das erste Mal in der Geschichte, dass sich ein Außenverteidiger in den Angriff wagte. Und es war auch nicht das erste Tor, das Nilton Santos im Trikot der Seleção erzielte. Den ersten Treffer markierte er bereits lange zuvor, nämlich 1950. Aber zumindest symbolisch wurde bei diesem WM-Spiel das heutige Verständnis von der Position des Außenverteidigers aus der Taufe gehoben, der mehr ist als eine am Spielfeldrand positionierte Kopie des Innenverteidigers. "Der Fußball hat sich verändert und ist heute ein großes Geschäft geworden; viel größer als zu meiner Zeit", so Nilton Santos rückblickend. "Aber ich beneide die aktuellen Außenverteidiger nicht um das Geld, das sie verdienen, sondern um die Freiheit, die sie haben, sich in den Angriff einzuschalten." Das ihm so viel daran lag, ist vor allem darauf zurückzuführen, dass Nilton ursprünglich einmal Stürmer war. Als er 1948 im Alter von 23 Jahren zu Botafogo
stieß, hatte Vereinspräsident Carlito Rocha die Idee, sich seine Fähigkeiten in der Abwehr zunutze zu machen. Nilton brach nicht gerade in Begeisterungsstürme aus, ließ sich jedoch auf eine Karriere als linker Außenverteidiger ein. Allerdings hat er sich nie auf das herbe Einsteigen eingelassen, das für einen Verteidiger üblich war darauf war er immer stolz. "Die einzige Operation, die ich in meinem Leben hatte, war eine Mandeloperation", berichtete er. "Ich habe mir die Knie nicht kaputt gemacht, weil ich nie hart eingestiegen bin."
Allerdings konnte er mit seiner Klasse nicht gleich jeden in seinem Umfeld überzeugen. Insbesondere die Trainer reagierten oft beunruhigt auf die gewagten Vorstöße des Verteidigers. Beispielsweise wird be¬richtet, dass Nationaltrainer Flávio Costa bei der ersten Berufung von Nilton Santos in die Seleção im Jahre 1949 Einwände gegen die Fußballschuhe hatte, die der Akteur von Botafogo verwendete. Sie hatten nämlich eine runde Kappe. "Ein Verteidiger einer Mannschaft, die mir untersteht, kann nicht mit solchen Schuhen spielen, ohne Bico." [Das ist das portugiesische Wort für "Spitze", das je nach Zusammenhang jedoch auch "Schnuller" bedeuten kann]. Nilton soll darauf mit einem einzigen Satz geantwortet haben: "Ich gebe dem Ball keinen Schnuller."
Falls damals noch jemand an Nilton Santos' Fähigkeiten zweifelte, so sollte sich das bald ändern. In den 50er und 60er Jahren, als der brasilianische Fußball Stars wie am Fließband hervorbrachte, bekam der Au¬ßenverteidiger nämlich den Spitznamen Fußballlexikon. Und niemand hatte auch nur den geringsten Zweifel daran, dass dieser Spitzname gerechtfertigt war. "Es schien keine einzige Situation auf dem Spielfeld zu geben, die Nilton überra-schen konnte", berichtet sein ehemaliger Teamkamerad Zagallo. Er spielte sowohl bei Botafogo als auch in der Nationalmannschaft an der Seite von Nilton Santos. "Man musste ihn nur fünf Minuten auf dem Platz beobachten, um zu erkennen, dass er alles wusste, wirklich alles vom Fußball."
Nilton Santos wusste so viel, dass er sogar wusste, was zu tun war, als er sich nach einem der spektaku¬lärsten Dribblings in der brasilianischen Fußballgeschichte geschlagen geben musste – obwohl es dabei nicht viele Zeugen gab.
Man schrieb das Jahr 1953, und Botafogo hielt ein normales Training ab. In den letzten Minuten des Mannschaftstrainings kamen noch einige Nachwuchsspieler mit auf den Platz. Aber dieses Mal dribbelte einer dieser Jungs, ein rechter Außenstürmer, ohne viel Aufhebens auf Nilton Santos zu und schob ihm den Ball zwischen den Beinen durch. Überall sah man nur erstaunte Gesichter. "Als das Training zu Ende war, habe ich in der Kabine mit Trainer Gentil Cardoso gesprochen: 'Hör mal, ich weiß nicht, ob irgendein Außenverteidiger in der Lage sein wird, diesen rechten Außenstürmer zu stoppen, ich jedenfalls nicht. Ich würde es vorziehen, mit ihm in einer Mannschaft zu spielen. Wir sollten ihn lieber schnell verpflichten, bevor er zu einem anderen Klub geht.'" Die Vereinsführung hörte auf Santos und nahm den Nachwuchsspieler unter Vertrag. Und tatsächlich konnte ihn mehr als ein Jahrzehnt lang kein Außenverteidiger stoppen. Es handelte sich nämlich um Garrincha. Jahrelang war Garrincha nicht nur ein Mannschatskamerad von Nilton Santos, sondern so eine Art jüngerer Bruder. Auf Vereinsebene holten die beiden mit Botafogo zahlreiche Titel, und mit der Seleção gewannen sie zwei Weltmeisterschaften. "Sie haben sich bei Trainingslagern ein Zimmer geteilt und waren gut be¬freundet. Garrincha hatte unglaublichen Respekt vor Nilton", erinnert sich Zagallo. Das ging so weit, dass Garrincha, der Alkoholiker war, es nicht wagte, in Santos' Gegenwart auch nur einen Tropfen zu trinken, wie dieser selbst berichtete. So ein "wandelndes Lexikon" ist eben eine Respektsperson auf dem Spielfeld und abseits davon.
Abseits des Spielfelds war Nilton Santos sehr traditionell, ganz einfach gestrickt und fast schon ein bisschen naiv. "Wenn ich in der Schlange stand, um mein Gehalt abzuholen, habe ich immer gedacht: 'Ich kann einfach nicht glauben, dass sie mich für das Fußballspielen bezahlen, für das, was mir am meisten Spaß macht.' Das war mein ganzes Leben lang so", erklärte er. Auf dem Spielfeld war er mit seiner Klasse und seinem Können jedoch weit mehr als ein Spieler, der der Tradition folgte. Auf seine Art revolutionierte das Fussballlexikon die Rolle des Außenverteidigers in der Fußballgeschichte. "Für jemanden, der so viel Fußball spielte, kam es gar nicht so sehr auf die Position an", erinnert sich Mittelfeldspieler Zito, der bei den Titelgewinnen von 1958 und 1962 dabei war. "Letztendlich war Nilton Santos weder Verteidiger noch Außenbahnspieler. Er war einfach nur ein Star."
Position: Linker Verteidiger
Vereine: Botafogo (1948-64) Nationalmann-schaft: 86 Länderspiele (4 Tore)
Größte Erfolge:
Verein - 2x Champion beim Torneios Roberto Gomes Pedrosa (1962, 1964) - 4x Meister der Rio de Janeiro-Liga (1948, 1957, 1961, 1962)
Nationalmannschaft - 2x FIFA Weltmeister (1958 und 1962) - 1x südamerikanischer Cham-pion (1949) - 1x pan-amerikanischer Champion (1952)
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Man muss Fußball nicht verstehen, man muss sich nur damit zurechtfinden!
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