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Tainerlegende ... Zagallo "El Lobo" Mario

in > TRAINER und TRAINERLEGENDEN < 15.07.2012 13:28
von printmaster • Admin | 1.755 Beiträge

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Die enorm erfolgreiche Geschichte des brasilianischen Fussballs ist untrennbar verknüpft mit dem Namen Mario Zagallo.

Seine Spieler nennen ihn den "Professor", doch er ist nicht nur in seiner Heimat eine Legende, sondern bei allen Fussballbegeisterten der Welt, denn er war an vier der fünf Weltmeistertitel der Seleçao beteiligt. Und obwohl er mit Legenden wie Pelé, Garrincha , Didi, Vava und Gilmar spielte, haben Kritiker seine taktischen Methoden als zu defensiv gegeißelt. Aber wenn es etwas gibt, was diese Kritiker verstummen lässt, dann ist es die lange Liste von Titeln, die El Lobo (der Wolf) über die Jahre gesammelt hat.

Zagallos Fingerabdrücke auf vier FIFA WM-Trophäen sprechen für sich. Zwei Titel gewann er als Spieler (Schweden 1958 und Chile 1962), einen als Nationaltrainer (Mexiko 1970) und einen als Assistenztrainer (USA 1994). Zagallo ist eine Ikone des brasilianischen Fussballs. Einzig Deutschlands Fussball-Legende Franz Beckenbauer hat, wie Zagallo, WM Titel als Spieler und als Trainer vorzuweisen.

Heutzutage wird die Legende von Zagallo von seiner Tätigkeit als Trainer dominiert, doch schon als Spieler eilte ihm sein Ruf voraus. In den frühen fünfziger Jahren spielte er als Amateur erst für den "America Football Club" und dann für den "Clube de Regatas de Flamengo", wo er als Linksaußen glänzte. Er hatte zwar keine idealen körperlichen Voraussetzungen, doch er kompensierte das mit exzellenter Technik und durch seinen unermüdlichen Einsatz, vor allem in der Defensivarbeit.
1953 gab er sein Profidebüt. Mit Flamengo und später Botafogo gewann er fünf Mal den Meistertitel der Provinz Rio de Janeiro (cariocas genannt), bevor er vom 4. Mai 1958 bis zum 7. Juni 1964 ein integraler Bestandteil der Seleçao-Stammbesetzung wurde.

Während der WM 1958 in Schweden entdeckte der Rest der Welt Zagallo und seine illustren Mannschaftskameraden. Auf dem Weg zum ersten Titelgewinn der Seleçao spielte er eine auffällige Rolle, denn damals war es üblich, dass sich die Mittelfeldspieler vor allem auf ihre defensiven Aufgaben konzentrierten. Ganz anders Zagallo: seine Spezialität war es, sich in den Angriff einzuschalten und seine Vorstöße gaben häufig entscheidende Impulse. Zusammen mit Garrincha riss er Lücken in die gegnerischen Abwehrreihen und erzielte im Finale gegen Schweden selbst das vierte Tor, bevor er Pelés fünften Treffer vorbereitete.

Bei Brasiliens Titelverteidigung im Jahr 1962 hatte sich Zagallo zu einem echten Stürmer entwickelt, der meist über die linke Seite kam. Sein Tor im entscheidenden Gruppenspiel gegen Mexiko trug dazu bei, dass die Auriverde das Viertelfinale erreichten. Im weiteren Verlauf des Turniers wurde seine Rolle immer bedeutender, da Pelé wegen einer Verletzung nicht mehr mitwirken konnte. 1964 beendete Zagallo schließlich seine Spielerkarriere. Doch schon zwei Jahre später war er zurück im Geschäft, diesmal als Trainer.

In dieser neuen Rolle konnte Zagallo seine Leidenschaft für den Fussball erst richtig ausleben. Er demonstrierte ein taktisches Feingefühl, das ihn schon in seinen Jahren als Spieler ausgezeichnet hatte. Seinen ersten Trainerjob bekam er bei seinem alten Club Botafogo, den er zu zwei cariocas und zwei Pokalsiegen führte.
Schon bald folgten Erfolge auf der internationalen Bühne. Ein weiterer Triumph der Seleçao, diesmal beim Sagen umwobenen FIFA Weltpokal 1970 in Mexiko, war der Anfang. Zagallo coachte ein unglaublich talentiertes Team. Heute nennt er dieses Turnier seine "schönste Erinnerung als Trainer."

Verständlicherweise: seine Mannschaft gewann alle sechs Partien, erzielte dabei 19 Tore. Doch es war vor allem die Spielweise, die begeisterte. Fussballexperten sind sich einig, dass Brasiliens hoch verdienter Triumph bei diesem FIFA Weltpokal -Turnier mit dem attraktivsten Fussball aller Zeiten errungen wurde.

Die Auswahl an Topspielern, die Zagallo zur Verfügung stand war natürlich eine hervorragende Grundlage für den Erfolg. Doch auch die taktischen Vorgaben Zagallos war zweifelsohne ein entscheidender Faktor. Sein System formte aus Individualisten wie Jairzinho, Tostao, Gerson, Rivelino, Carlos Alberto und dem unvergleichlichen Pelé eine echte Einheit. Viele Brasilianer waren skeptisch, ob Pelé und Tostao zueinander passen würden, doch Zagallo wischte alle Bedenken vom Tisch - ein Geniestreich. Darüber hinaus hatte er großen Erfolg mit seinen Außenverteidigern Clodoaldo und Piazza, die immer grünes Licht für ihre gefürchteten Vorstöße bekamen. Es war das erste Mal, dass die Fussballwelt die 5-3-2 Formation bestaunen durfte, die sich übergangslos in ein 3-5-2 und wieder zurück verwandeln ließ.

Zagallos System funktionierte traumhaft. Er gestattete den Individualisten Freiheiten innerhalb eines wohl organisierten Gesamtgefüges. Die Brasilianer spielten effektiv und schön: es gab die Dribbelkünste und kraftvollen Schüsse von Rivelino zu bestaunen, genauso Jairzinhos explosiven Antritt, Gersons raumgreifende Attacken im Mittelfeld und den einmaligen Ideenreichtum von Pelé, genannt 'O Rei'.

Im Finale gegen Italien demonstrierten die Brasilianer all ihre faszinierenden Fähigkeiten. Eine starke italienische Mannschaft wurde einfach weggefegt. Pelé erzielte den ersten Treffer mit einem knallharten Kopfball, dann traf Gerson auf Vorlage von Jairzinho. Der markierte anschließend den dritten Treffer selbst, bevor Carlos Alberto das vierte Tor markierte. Die letzten beiden brasilianischen Tore wurden von Pelé eingeleitet. Am 21. Juni 1970 wurde Mario Zagallo der erste Trainer, der den FIFA-Weltpokal gewann, nachdem er vorher den gleichen Erfolg schon als Spieler feiern konnte.

Zagallos Erfolgshunger war noch nicht gestillt. Er setzte seine Trainerkarriere fort und holte weitere Titel mit Fluminense und Flamengo. Seine nächste Station war der Persische Golf. Mit Kuwait gewann er den "Gulf Cup", anschließend arbeitete er einige Zeit in Saudiarabien und qualifizierte sich dann mit den Vereinigten Arabischen Emiraten für die WM 1990 in Italien.

Vier Jahre später brachte er seine Erfahrung erneut auf höchster Ebene ein. Für den FIFA Weltpokal 1994 in den USA fungierte er als technischer Direktor der Seleçao. Gemeinsam mit seinem Schützling, Nationaltrainer Carlos Alberto Parreira, führte Zagallo Brasilien zu einem weiteren Titel. Das Finale gegen Italien war jedoch eine eher fade Angelegenheit.

1995 beerbte Zagallo Parreira und bereitete seine Mannschaft auf den angestrebten fünften WM-Triumph vor. Sein getreuer Mittelfeldmotor Dunga fungierte als Kapitän und Brasilien baute auf Ausnahmekönner wie Ronaldo, Rivaldo und Taffarel. 1997 holte Zagallo die "Copa America" zurück nach Brasilien. Für die WM 98 in Frankreich galten die Brasilianer als heiße Favoriten.

Doch es kam anders. Die Gastgeber fügten Zagallos Männern im Finale eine bittere 0:3-Niederlage zu, einem Spiel, das auch wegen Ronaldos mysteriöser Erkrankung kurz vor Spielbeginn in Erinnerung geblieben ist. Zagallos Entscheidung, den angeschlagenen Ronaldo doch einzusetzen, sorgte für heftige Kontroversen zu Hause. Genauso umstritten war seine Entscheidung, den formstarken, aber unbequemen Stürmer Romario erst gar nicht mit zur WM zu nehmen.

Zagallos Durchhaltevermögen ist beeindruckend, hat er doch sowohl die bekannt heftige Kritik der brasilianischen Presse ebenso souverän weggesteckt, wie eine ernsthafte Herzerkrankung. Man könnte fast sagen, er gehört zum Inventar der Auriverde. So schien es zumindest im November 2002, nachdem Luiz Felipe Scolari mit Brasilien den fünften Weltmeistertitel gewonnen hatte und anschließend zurücktrat. Zagallo war eine fast selbstverständliche Wahl, als es darum ging, wer die Nationalmannschaft im Spiel gegen Korea vorübergehend betreuen sollte.
Eine Bronzestatue von Zagallo schmückt heute den Haupteingang des Maracana-Stadions, doch das scheint dem "Wolf" noch nicht zu reichen. Aus Aberglaube meint er, er müsse immer neben Carlos Alberto Parreira auf der Bank der Seleçao sitzen, als deren technischer Direktor er erneut tätig ist. Seine Gegenwart stimuliert die Spieler, ist er doch eine Verbindung zwischen der Vergangenheit und der Zukunft des brasilianischen Fussballs.

Trotz seines legendären Status ist Zagallo kaum schüchtern und zurückhaltend. Seine Meinung zur Entwicklung des Sports hält er nicht zurück. "Der derzeitige Trend im modernen Fussball ist, dass man auf Kraft statt Technik setzt. So können die Trainer der schwächeren Teams den Qualitätsunterschied zu den stärkeren Teams verringern, da sich die talentierten Einzelspieler nicht mehr entfalten können. Muskeln sind wichtiger als Talent. Deshalb haben die traditionellen Favoriten im europäischen Fussball in den letzten Jahren so viele Probleme", glaubt er.

"Hier in Brasilien lieben wir immer noch die gleiche Art von Fussball. Meine Methode ist es, einen Plan auszuarbeiten und dann den Spielern totale Freiheit zu geben. Ich bin kein Diktator. Schließlich muss ich meinen Spielern nicht beibringen, wie man Fussball spielt", sagt er. Und weil 68 % der brasilianischen Bevölkerung für einen Verbleib Zagallos im Trainerstab der Seleçao votierten, erlebte der Altmeister 2006 in Deutschland seine letzte FIFA Fussball-Weltmeisterschaft,

Die Jahre haben bei Zagallo nicht viele Spuren hinterlassen. Er ist eifrig wie eh und je, und man vergisst fast, dass der ältere Herr 37 Länderspiele als Spieler absolviert hat, von denen er 30 gewann, bei vier Unentschieden und nur drei Niederlagen. Außerdem hat er das Nationalteam 154 Mal betreut, 110 Spiele davon wurden gewonnen. Dem gegenüber stehen 33 Unentschieden und nur elf Niederlagen. Eine eindrucksvolle Bilanz, die Brasiliens Sonderstellung und Mario Zagallos legendären Ruf unterstreicht.

Trotz seiner Erfolge ist Zagallo oft für seine taktischen Entscheidungen kritisiert worden. Die unbestrittene Qualität der Mannschaft von 1970 schützte sein Team vor der leisesten Kritik. Doch die Mannschaften, die er bei den Weltmeisterschaften 1994 zusammen mit Carlos Alberto Parreira und 1998 alleine betreute, wurden wegen ihrer defensiven Ausrichtung in der brasilianischen Presse aufs Schärfste kritisiert. Bei diesen beiden FIFA Weltpokal - Turnieren spielte die Seleçao in einer klassischen 4-4-2 Formation mit zwei defensiven Mittelfeldspielern.

Ein Zugeständnis an den Glauben, dass man im modernen Spiel Ballverluste in jedem Fall vermeiden muss. In Brasilien galt das als Ketzerei und Spieler wie Dunga, Cesar Sampaio und Branco wurden von den Fans nie richtig ins Herz geschlossen. Doch alle erfüllten sie wichtige Aufgaben im Konzept von Zagallo, der auf die positiven Resultate als Rechtfertigung für seine Methoden verweisen konnte. Und der Professor war einer der ersten Trainer, der offensiv orientierte Außenverteidiger einführte. Diesem Konzept ist er immer treu geblieben, wie die Bedeutung von Cafu, Leonardo und Roberto Carlos für das Angriffsspiel der Seleçao in den Jahren 1994 und 1998 belegt.
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Man muss Fußball nicht verstehen, man muss sich nur damit zurechtfinden!

zuletzt bearbeitet 15.07.2012 13:28 | nach oben springen
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