............................. ............................. Ferencvàros Budapest .............................
Beliebtester Klub des Landes und mit 29 Titeln auch Rekordmeister Ungarns. 1899 im deutschsprachig geprägten 9. Budapester Bezirk Ferencvàros (Franzenstadt) gegründet, dominierten die Grün-Weißen bis zum zweiten Weltkrieg gemeinsam mit dem großbürgerlichen Erzrivalen MTK die Nationalliga. Getragen von Handwerkern, Kleinhändler und Facharbeiter, blieb die tiefe Verwurzelung des Klubs im Stadtteil Ferencvàros lange Zeit intakt.
Nach acht Meisterschaften bis zum ersten Weltkrieg, geriet man durch den Verlust des Torjägers Imre Schlosser an den MTK zunächst etwas ins Hintertreffen und musste bis 1926 auf die nächste Meisterschaft warten. 1926 und 1937 errang ein vom Nationalmannschaftskapitän Dr. György Sàrosi angeführtes Team jeweils den renom¬mierten Mitropacup-Pokal und 1938 durch Dr. Sàrosi, Polgar, Lazar, und Biro am ungarischen WM-Endspieleinzug maßgeblich beteiligt.
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Florian Albert Europas Fußballer 1967 war eine langjährige Stütze des Vereins.
Sechs Jahre später geriet der Klub unter die Kontrolle der faschistischen „Pfeilkreuzler“ und wurde von Innenminis¬ter Andor Jaross übernommen, der auch für die Deportation der ungarischen Juden verantwortlich war.
Nach Kriegsende der unbedeutenden Lebensmittelgewerkschaft EDOSZ zugeordnet, erhielt der beliebteste Klub Budapests 1950 den Namen Kinizsi (nach Pàl Kinizsi der 1479 einen legendären Sieg über die Türken feierte). Und musste mit Sàndor Kocsis, Zoltan Czibor und Làszlò Budai drei Ausnahmetalente an den Armeeklub Honvéd abgeben.
In der Folgezeit, avancierten die Grün-Weißen zum „heimlichen Liebling“ der Opposition. Nach Ansicht von Experten, war es kein Zufall, dass der Volksaufstand 1956 unweit des „Fradi-Stadions“ an der Üllöi Ùt seinen Anfang nahm. Unter Jànos Kàdàrs „Gulaschkommunismus“, konnten die „Zöld Sasok (Grüne Adler) 1957 zu ihrem Traditionsnamen zurückkehren und wurden 1963 unter Trainer Jòzsef Mèzaròs nach 16 Jahren wieder Meister. Zwei Jahre später gelang mit dem Gewinn des Messepokals (1:0 gegen Juventus Turin) der größte internationale ungarische Vereinserfolg.
„Fradis“ Leistungsträger waren Flòriàn Albert (Europas Fußballer 1967) Màtias Fenyvesi, Sandor Màtrai, Gyula Ràkosi, sowie Isztvàn Geczy. 1968 und 1975 erreichten die Grün-Weißen zwei weitere male ein Europacupfinale, unterlagen aber sowohl Leeds United (Messepokal) als auch gegen Dinamo Kiew (Europapokal der Pokalsieger). Mit dem schnautzbärtigen Tibòr Nyilasi war zwischenzeitlich ein neuer Stern im 1974 „runderneuerten“ Üllöi Ùt-Stadion aufgestiegen. Während sich in den 1970er Jahren Nachbar Ujpest zum Serienmeister entpuppte, wurden die Erfolge von Ferencvàros immer seltener und nach dem Sturz des kommunistischen Regimes geriet der Klub immer mehr in finanzielle Nöte.
Sportlich gelang zunächst die Wende, denn 1995/96 er-reichte das Team um Krisztiàn Lisztes nach drei Meister-schaften in Folge, als bislang einziges ungarisches Team die Gruppenspiele der Championsleague. 1996 folgte dann mit einem 3:2 über Newcastle United, ehe der Traditionsklub zusehends ins trudeln geriet und seine Fans mit tumbem Rassismus für Schlagzeilen Europaweit sorgten. 1995 hatte AJAX-Trainer Louis van Gaal sein Team beim Championsleague-Spiel wegen rassistischer Sprechchöre, sein Team vom Platz holen wollen. Nachdem der Rechtspopulist Jòzsef Torgyàn den Klub mit seiner dilettantischen Führungspolitik an den Rand des Ruins führte, übernahm 2001 MTK-Sponsor Gàbor Vàrszegy die Führung. Der jüdischstämmige Multimillionär, wurde jedoch von den „Fradi-Fans“ mehrfach attackiert und zog sich rasch wieder zurück.
Daraufhin beschleunigte sich der Niedergang der Grün-Weißen, die sich nur mehr mit Staatskrediten und Spie-lerverkäufe über Wasser halten konnten. Drei Tage vor dem Beginn der Saison 2006/07 verweigerte der Ligaaus-schuss dem Rekordmeister die Erstligalizenz. Zuvor war ein Deal mit dem slowenischen Medienmogul Ivan Kmotrik wegen Übernahme des Klubs gescheitert In der zweiten Liga, ging die Talfahrt weiter und am 2.November 2006 wurde ein Konkursantrag im letzten Augenblick abgewehrt. Sollte sich nicht bald ein finanzstarker Mäzen finden, gehen bei diesem Traditionsverein bald die Lichter aus.
Das renovierte Florian Albert Stadion in Budapest